Tentakel-Action im Klassenzimmer

Die Animeserie Assassination Classroom ist eine meiner ersten Animeerfahrungen überhaupt. Wie viele Andere, in meinem Alter, verfolgte ich gespannt die Abenteuer des jungen Pokémon-Trainers Ash Ketchum. Damals setzte ich mich noch am Wochenende vor den Fernseher und schaute Pokémon.

Neulich bin ich auf Netflix auf eine für mich unbekannte Animeserie gestoßen. Diese merkwürdige und schrille Beschreibung hat es mir sofort angetan. Seit der ersten Folge hat Assassination Classroom mich in seinen Bann gezogen. Die Geschichte rund um das künstlich erschaffene Tentakelmonster "Koro Sensai" und seine Schüler gefällt mir von Episode zu Episode besser. Aber worum geht es?


Ein oktopusartiges Wesen zerstört 70% des Mondes und es kündigt an, die ganze Welt in einem Jahr vernichten zu wollen. Er hat aber eine Bedingung. Er möchte die Klasse 3-E der Kunugigaoka-Mittelschule unterrichten. In diesem Jahr haben diese Schüler die Chance ihn zu töten. Allerdings ist das nicht so einfach, denn Koro Sensai, so wie er von den Schülern genannt wurde, kann sich mit einer Geschwindigkeit von Mach 20 (=6800 m/s) fortbewegen und ihn können keine normalen Waffen verletzen. Dafür wurden vom japanischen Verteidigungsministerium eigens Messer und Schusspatronen entworfen. Diese können aber keinem Menschen schaden. Dazu kommt, dass Koro Sensai so nett ist, dass es noch schwerer fällt ihn zu töten.

Ich, als Nichtjapaner, stelle mir Japan genau so, wie in dieser Serie, vor. Sie ist emotional komplett übertrieben. Nicht, dass Japaner sich so benehmen würden, aber dieses Verhalten kennt man schon aus diversen anderen Animeserien. Dazu kommt ein Schulsystem, das unter enormen Leistungsdruck arbeitet. Die Klasse 3-E ist eine Gruppe von Schülern, die verstoßen wurden. Schlechte Noten oder Gewaltätigkeiten führen zu einer Abstufung in die E-Klasse. Diese Klasse wird auch außerhalb des eigentlichen Schulgebäudes unterrichtet. Die anderen vier Klassen einer Klassenstufe bilden die Elite des Landes, mit dem Ziel nicht in eine E-Klasse abzurutschen. Die interessante Ausgangssituation und die überspitzten Verhaltensweisen machen für mich die Serie zu einem Highlight.


Die Serie trifft auch genau meinen Humor. Hier ein Beispiel: Der Schüler Nagisa (siehe Bild) ist Schüler der Klasse 3-E und ist dafür verantwortlich die Schwächen von Koro Sensai herauszufinden. Nagisa sieht auf den ersten Blick aus, wie ein Mädchen. Das wird auch in der 14. Episode thematisiert. Koro Sensai führt seine Klasse zu einem von ihm gebauten Pool im Wald. Nagisa trägt, wie für Jungen üblich nur eine Badehose und kein Oberteil. Das erste, was zu ihm von einem Mädchen im Pool gesagt wird ist: "Nagisa ist ja wirklich ein Junge!". Da musste ich schon dezent lachen. Ein weiteres Beispiel für den guten Humor ist die Figur der Englischlehrerin, Irina Jelavic, der 3-E. Eingestellt als Auftragsmörderin in Folge 4, versucht sie mit ihren weiblichen Reizen Koro Sensai abzulenken und zu töten. Dies gelingt ihr nicht, aber die Klasse nahm sie trotzdem herzlich in ihre Gemeinschaft auf, nachdem sie weniger zickig wurde. Jetzt zum Humor: Aufgrund dieser Zickigkeit (und ihrer abnormal großen Brüste) wird sie von ihren Schüler nur "Bitch Sensai" genannt.

Viele Schüler des Assassination Classrooms werden gar nicht oder sehr einfach gestrickt vorgestellt. Im Mittelpunkt der Erzählung stehen Nagisa und Karma. Ich habe Nagisa schon im oberen Absatz ein bisschen charakterisiert. Karma ist ein Junge, der mordlustig, hochnäsig und trickreich ist. Der Rest der Klasse sind einfältige Individuen, die wahrscheinlich in fünf Minuten entwickelt wurden. Jedes Schulklischees werden bedient. Da ist der Kraftprotz, der Schwächere mobbt, die stille Schülerin, die extrem gut in den naturwissenschaftlichen Fächern ist, usw. Einige Schüler sind nur dafür da, um coole Sprüche zu sagen oder sie dienen als Gesprächspartner für die detaillierter ausgearbeiteten Charakteren. Es kann aber auch dauern bis Charaktere überhaupt ins Bild treten. Erst in Episode 17 werden zwei Schüler vorgestellt, die man vorher nie zu Gesicht bekam. Das geschah nur, weil sie die besten Scharfschützen der Schülergruppe sind und das bleibt auch ihre einzige Eigenschaft. Eine aber dennoch sehr interessante Schülerin stellt Ritsu dar. Ritsu ist eine künstliche Intelligenz, die von der Regierung für das Töten des gelben Außerirdischen entwickelt wurde. Gekonnt strukturiert Koro Sensai sie um, weil sie, bei den unzähligen Versuchen ihn zu töten, seine Schüler im Unterricht störte. Entgegen aller Erwartungen entfernte er nicht ihren Tötungssinn, sondern fügte er nur Rücksichtnahme gegenüber den Mitschülern hinzu.
Neben den Schülern gibt es natürlich auch noch Lehrer. Außer Koro Sensai, unterrichten Karasuma Sensai (Sport/Kampftraining) und die bereits vorgestellte "Bitch Sensai" (Englisch) die Klasse. Karasuma ist Soldat und er überwacht die Mission Koro Sensai auszuschalten.

Man merkt vielleicht, dass ich voll des Lobes über Assassination Classroom bin. Dennoch kann ich keine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Trotz der tollen Erzählweise und der interessanten Geschichte, wird die Story nur von plakativen, zweidimensionalen 08/15 Figuren gestützt, die das meiner Meinung nach nur gerade so schaffen. Für Diejenigen, die sowieso auf Animeserien stehen, ist Assassination Classroom eine gute Serie. Für Leute, die nicht viel übrig haben für einfache Charaktere und eine schrille Ausgangsposition, ist die Geschichte rund um Koro Sensai nicht unbedingt geeignet. Trotzdem bildete Assassination Classroom für mich einen schönen Einstieg in die Welt der japanischen Film- und Serienproduktion.

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